Back to school

Unsere Schule fürs Leben

Ostern 2022 – vier Monate sind nun vergangen, seitdem die kleine Dorfschule uns gefunden hat. Ich kann es kaum erwarten, sie endlich zu sehen! Es ist Frühling, die Obstbäume blühen rosarot und weiß. Dahinter erheben sich die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäenausläufer „Albères“.

Fast alle sind dabei, nur ausgerechnet Christoph fehlt diesmal. Wir fahren durch Postkartenfrankreich, durch Pfirsich- und Aprikosenplantagen, Platanenalleen, Weinberge, Pinien- und Steineichenwälder. Das Dorf ist winzig, es gibt nicht einmal Hausnummern. Die Vorbesitzerin, 90, öffnet uns das Tor. Genau so habe ich es mir vorgestellt!

Wir wandern durch den Garten und durch die Räume. Unten waren die Klassenzimmer, links wurden die Mädchen, rechts die Jungs unterrichtet. Die Dielen, alten Wände, hohen Decken und verwitterten Fenster scheinen noch davon zu erzählen. Wir öffnen die Holzläden, lassen Licht herein – eine Geste, die mir jetzt schon gefällt.

Ein starkes Gefühl breitet sich in mir aus: die Schule hat es schon lange vor uns gegeben – und wird es auch hoffentlich noch lange nach uns geben – aber wir dürfen, hier und jetzt, eine Zeit lang gemeinsam die Geschichte weiter schreiben.

Später kraxeln wir noch auf den Hügel hinter dem Haus. Dort steht eine kleine Kapelle mit meterdicken Mauern. Ziegen dösen im Schatten. Auf der einen Seite fällt der Blick weit über die Ebene bis zum Mittelmeer. Direkt hinter uns erhebt sich der Canigou, der heilige Berg der Katalanen, 2748 Meter hoch. Unter uns liegen das Dorf und die Schule. Wir stehen lange da, sprachlos. Was für ein magischer Ort!

Jedes Mal, wenn wir im Süden sind, führt uns einer der ersten Wege hoch auf diesen Hügel. Von da oben scheint einem die Welt zu Füßen zu liegen, sind Alltag, Stress und Ärger weit weg.

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mal ausgerechnet hier, in einem kleinen Dorf an den Flanken der Pyrenäen, zeitweise wohnen würde. Es fühlt sich an, als ob sich eine magische Tür öffnet. Und ich freue mich auf alles, was da kommt.

Pläne haben wir – wie immer – genug: sie reichen von Pop-up-Restaurant über Seminarort für Retreats, von Yoga bis Coworking Space, von Artist-Residence bis Gästehaus, von Schreibwerkstatt bis Rooftopbar. Mal sehen, was daraus wird…